Diazo-Kopieren im Büro
Der häufige Einsatz von Blaupausen und Diazo-Kopien (für die durchscheinende Originale erforderlich sind) im Salon hat es dort zur üblichen Praxis gemacht, Originalzeichnungen auf transparentem Papier anzufertigen.
Im Büro ist das deutlich seltener der Fall. Hierbei sind Dokumente in der Regel nicht durchsichtig und manchmal auch zweiseitig bedruckt. Das macht es schwierig oder unmöglich, Bürodokumente im Diazoverfahren zu kopieren
Obwohl interne Dokumente bei Van der Grinten auf Transparentpapier getippt werden, ist dies in anderen Büros weitaus seltener der Fall. Dennoch vertreibt Océ eine Reihe von Diazo-Geräten für Bürodokumente.
Louis van der Grinten, der Erfinder der Familie, nahm diese Herausforderung an und erfand eine neue Technik, die Rasterreflektographie, die später unter dem Namen Rétocé mit den dazugehörigen Geräten in die Produktpalette des Unternehmens aufgenommen wurde.
Beim Rétocé-Verfahren wird transparentes Kopiermaterial verwendet, das auf der Oberseite mit einer Diazoschicht und einer schwarzen Schicht mit mikroskopisch kleinen Löchern bedeckt ist. Dieses als „Raster-film“ bezeichnete Material wird auf die (undurchsichtige) Vorlage gelegt und von oben beleuchtet. Licht dringt durch die Löcher und wird von unbedruckten Teilen des Originals zurück zur Diazoschicht reflektiert wodurch diese belichtet wird. Anschließend wird die schwarz gerasterte Deckschicht einfach abgezogen und das Diazomaterial entwickelt, wobei die unbelichteten Teile der Diazoschicht schwarz färben, mit fast unsichtbare kleine weiße Flecken. So entsteht eine transparente Kopie, die als Vorlage für normale (billige) Diazokopien dienen kann.
Das Rétocé-Verfahren kam Anfang der 1930er Jahre auf den Markt,
mit verschiedenen Geräten, sowohl groß als auch klein (Tischmodelle). Océ hat damit große Erfolge im Markt erzielt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Rétocé-Verfahren verbessert und eine Reihe neuer Geräte hinzugefügt.
Später wird neben dem Raster-film auch das Transferfilmverfahren zum Kopieren von undurchsichtigen Dokumenten auf den Markt kommen.
Für das Unternehmen wird ein neues Logo registriert, das „Trifidus“, das das durch die Löcher scheinende Licht symbolisiert.
Océ ist das einzige Unternehmen weltweit, das Diazoverfahren für nicht transparente Originale anbietet.
Allerdings wird die Einführung einer neuen Technologie, der Elektrofotografie, den Büromarkt völlig verändern. Auch Océ muss eine neue Richtung einschlagen.